Gegen den Verfall Teil 2 - Tag 3
Seit Tagen hängt eine schwere Wolkendecke über allem. Mittags reißt sie manchmal kurz auf, aber das ändert nichts. Dann wird es einfach nur noch heißer. Es ist kaum Wind, die Luft ist nass und steht, und trotzdem steigt das Thermometer über dreißig Grad. Die Sonne sieht man kaum, so dicht ist das Grau da oben. Jeder schleppt sich irgendwie durch den Tag und wartet auf die Abkühlung am Abend – aber die kommt nicht. Das Einzige, was abends kommt, ist die Dunkelheit.
Aber zum Glück regnet es nicht mehr ganz so viel, und das Hochwasser am Fluss geht langsam zurück. Das Wasser ist zwar immer noch gelb und voller Dreck, man sieht nicht, wo man hintritt, aber ich probiere es einfach mal. Vielleicht komme ich vorher über die kleinen Seitenarme und muss nicht durch den großen Fluss. Ich habe gehört, die Trucks fahren schon wieder durch. Also vielleicht schaffe ich es auch.
Das probiere ich erst gar nicht hier. Das Wasser ist zwar weg, aber von oben, vom Deich aus, sehe ich noch überall diese flachen Sandpfützen. Die kann ich nicht alle umgehen. Ich bin schon mal auf solchen Sand getreten, und da war ich bis zur Hüfte eingesunken. Passieren würde mir wahrscheinlich nichts, aber meine Flipflops finde ich nie wieder.
Also doch die Furt
https://youtube.com/shorts/MgCAbZxb-qY?feature=share
Für den Strand ist es leider schon zu spät. Im Dunkeln sehe ich die Steine nicht. Das gibt viele gestauchte Zehen und kaputte Zehennägel. Hatte ich schon, macht keinen Spaß.
Das muss ich nicht nochmal haben. Es sieht gar nicht so wild aus, aber wenn du nicht siehst, wohin du trittst, trittst du gerne mal in ein Loch oder auf einen Stein, der wegrollt und verlierst di Balance.
Du ertrinkst zwar nicht und wirst dir auch nichts tun, aber du wirst barfuss und tropfnass die kürzesten 5 Kilometer nach Hause gehen und ein neues Handy bestellen.
Unglaublich, was die Telefone heute alles können. Es ist längst dunkel, die Straßenlaterne brennt, und mein Handy macht Fotos, die aussehen wie ein grauer Novembermittag in Deutschland. Dabei ist das nur ein Redmi Note 12 Pro. Ich habe das nicht wegen der Kamera, sondern weil es einen Fingerabdrucksensor an der Seite hat. Alle meine früheren Handys hatten den Sensor direkt im Display, und das war für mich völlig unbrauchbar. Ich brauche beide Hände, um das Ding zu entsperren oder zu aktivieren, und sobald es in der Arschtasche steckt, wird es warm, schaltet sich ein und startet irgendeine App. Mit dem seitlichen Sensor passiert das nicht.
Und hier kommt noch ein Beweis, dass es wirklich schon Nacht ist. Hühner schlafen nämlich nachts, und hier schlafen sie auf Bäumen. Direkt am Straßenrand. Da oben sitzen sie, drei oder vier, ganz ruhig, auf einem Ast. Also muss es Nacht sein. Die Hühner wissen das.
Links ist meine App mit der Lebensmitteldatenbank. Und rechts daneben läuft Google Fit. Wenn ich links auch die Bewegung eintrage, also die verbrannten Kalorien vom Spaziergang, stimmt das mit den Werten von rechts nie überein. Deshalb interessiert mich das nicht mehr. Ich achte einfach darauf, dass ich links im Kaloriendefizit bleibe. Und egal, was Google Fit ausrechnet – es ist auf jeden Fall mehr Defizit, als die App anzeigt. Und am Ende sind die Zahlen sowieso nur Zahlen.
Diese Stelle hier liegt noch ziemlich weit oben an der Bergkuppe. Ich bin gerade mal bei der ersten Biegung, habe aber noch viereinhalb Kilometer vor mir. Und keine fünfhundert Meter weiter ist es dann wirklich absolut dunkel. Die Wolkendecke ist geschlossen, es gibt keinen Mond. Die wenigen Häuser, die auf den nächsten zwei Kilometern verteilt stehen, haben keine Außenlampen. Ihre Lichter zeigen nur in den Hof, nicht auf die Straße. Und so stehe ich da, links und rechts von mir nichts als Geräusche. Es ist kein richtiger Dschungel, sondern bewirtschafteter Wald, aber die Viecher hört man trotzdem. Die Kröten, die über den Beton hüpfen. Es kommt kaum ein Fahrzeug vorbei. Eines vielleicht in einer halben Stunde. Ohne mein Handylicht würde ich meine eigenen Hände nicht sehen. Ganz ehrlich, ich hätte keine Ahnung, wohin ich meine Füße setze. Und das ist ganz schön gruselig. Ich erinnere mich, das letzte Mal hatte ich so eine Dunkelheit in Deutschland, im ersten Corona-Jahr. Da bin ich abends über die Feldwege hinter unserem Dorf gelaufen. Auch da war es ruhig und dunkel, aber irgendwo am Horizont sah man noch Licht. Zwei Kilometer weit weg vielleicht.
[kein Bild, weil zu dunkel]
Hier ist nichts. Gar nichts. Nur Dunkelheit. Und dann merkt man schnell, wie abhängig man geworden ist. Vom Licht. Vom Auto. Von der Zivilisation. Früher war das normal. Heute ist es dunkel, und man bleibt lieber drin.
Wann wart ihr das letzte Mal so richtig draußen im Dunkeln? Nicht mit dem Licht vom Haus im Rücken, nicht mit der Straßenlaterne – sondern wirklich ganz alleine?
Danke fürs Lesen
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