Gegen den Verfall Teil 2 - Tag 5
Sie gehen bei Fluthöchststand ins Wasser. Sie können nicht schwimmen, aber in dieser Bucht ist das Wasser sehr flach. Besonders beliebt ist der Bereich dort, wo die kleinen Flüsse in den Ozean münden, durch die die Gezeiten das Wasser aus den Mangroven spülen.
Die Tide hat hier ungefähr einen Unterschied von anderthalb Metern. Wenn die Ebbe einsetzt, sinkt der Pegel innerhalb einer Stunde schon um knapp einen halben Meter. Und mit diesem Rückzug kommt eine Strömung, die man sich kaum vorstellen kann. Sie presst sich aus den warmen, stillstehenden Mangrovenarmen hinaus Richtung offenes Meer. Und dieses Wasser ist warm. Wärmer als der Ozean. Oft über 35 Grad, wenn die Sonne senkrecht steht.
Es passiert mittags, zur heißesten Zeit, wenn die Leute Erfrischung suchen. Die wenigsten von ihnen können schwimmen. Sie kommen von weit her, aus Manila, aus Lipa, sehen das Meer wie ein großes Planschbecken. Sie bleiben im flachen Wasser, oft nur brusttief, egal wie weit vom Ufer entfernt. Sie fühlen sich sicher. Aber sie wissen nicht, dass die Strömung plötzlich kommen kann. Nicht sichtbar, nicht laut, aber stark. Und wenn man dann gerade nicht beide Füße am Boden hat, weil man spielt, sich dreht, lacht, dann reicht das schon. Der Körper verliert den Kontakt zum Grund und wird einfach weitergetragen.
Und während man noch glaubt, stehen zu können, hat man in Wahrheit schon das Ende der Sandbank erreicht. Da fällt der Boden einfach ab. Einen Meter, manchmal mehr. Und dann beginnt die Panik. Genau das ist den dreien passiert, die ich heute gesehen habe. Zum Glück konnten sie gerettet werden, weil Einer von ihnen schwimmen konnte. Er hat die beiden anderen immer wieder über Wasser gehalten, aber er hätte es allein nicht geschafft.
https://youtube.com/shorts/iGRU-4hLiiU?feature=share
Ich selbst zähle mich zu den Profis als Tauchlehrer, der auf Phuket gearbeitet hat. Ich kenne mich etwas aus mit Gezeiten, mit Strömungen, mit Untiefen. Ich würde nie ohne Maske, Flossen, Schnorchel ins offene Meer gehen, wenn ich den Ort nicht gut kenne. Und selbst dann ist es ein Risiko, weil Strömungen sich ändern mit Wind und Gezeiten. Wenn ich abtreibe mit Flossen ,schaffe ich es zurück, auch wenn es eine Stunde dauert. Ist mir hier schon passiert, an einer Stelle, wo ich nicht damit gerechnet habe. Der Ozean ist hier warm, draußen über 30 Grad, da erfriert man nicht. Und Haie gibt es hier nicht viele.
Aber das, was viele Leute hier machen, ist leichtsinnig. Sie gehen weit raus, obwohl sie nicht schwimmen können. Sie verlassen sich auf die Flachheit des Wassers. Aber flach reicht nicht, wenn die Strömung einsetzt. Die Strömung ist stärker als du. Auch wenn du festen Boden unter den Füßen hast, bringt sie dich ins Wanken. Und wenn du dann den Kontakt verlierst, hast du verloren. Ich gehe selbst manchmal durch die Mündungsbereiche. Drei davon liegen auf meiner täglichen Strecke. Bei hüfthohem Wasser wird es schon schwierig, sich auf den Beinen zu halten. Bei brusthohem ist es unmöglich.
Und wenn die Leute das vorher wüssten, würden sie vielleicht anders handeln. Aber man sagt es ihnen nicht. Die Ressorts wissen Bescheid, doch es fehlt an klarer Information. Es ist der dritte Vorfall seit Ostern. Damals ist ein Junge ertrunken. Die gleiche Situation. Sie spielen im Flussbett, die Ebbe setzt ein, die Strömung kommt. Und mit jedem Schritt wird es schwieriger, festen Stand zu behalten. Bis sie irgendwann nicht mehr stehen, sondern treiben. Und wenn du treibst, kannst du auch nicht mehr rufen.
Was noch dazukommt, ist die fehlende Infrastruktur. Der nächste Funkmast steht auf einem Hügel, nur 500 Meter entfernt. Aber an Wochenenden, wenn viele Leute am Strand sind, bricht alles zusammen. Die Telefone zeigen Empfang, zeigen LTE, zeigen Balken. Aber du kannst niemanden erreichen. Kein Anruf geht raus, keine Nachricht kommt durch. Auch die Ressorts haben oft keine Alternative. Kein Festnetz, selbst für Starlink gibt es hier eine Warteliste. Wenn du jemanden rettest, musst du selbst wissen, was zu tun ist. Manchmal geht das gut, manchmal nicht. Das hängt dann nicht von der Technik ab, sondern davon, wer gerade in der Nähe ist. Und wie viel Glück du hast.
Die drei hatten Glück. Aber das Glück hatten sie auch nur, weil die Rettungsschwimmer losgerannt sind – mit einem Rettungsring, ohne genau zu wissen, was sie taten. Sie haben die beiden zwar relativ schnell erreicht, denn schwimmen können sie gut. Aber zurückkamen sie nicht mehr aus eigener Kraft. Teile der Strecke mussten sie sich von einem Boot zurückschleppen lassen, weil die Strömung auch für sie zu stark war.
https://youtube.com/shorts/q00rX0Z5gcI?feature=share
Ich habe die Rettungsschwimmer gesehen und gedacht: Okay, gut, die sind unterwegs. Bevor ich aus meinen Straßenklamotten fertig gewesen wäre, hätte ich eh nichts mehr gebracht. Aber stell dir mal vor, es gäbe keine Rettungsschwimmer oder keine Safeguards, wie sie hier heißen. Was macht man da als alter Sack? Springt man einfach rein und versucht, zu helfen? Klar, macht man das – aber es ist eine blöde Situation für alle Beteiligten. Ich bin danach selbst ins Wasser, bin am Strand entlang geschwommen. Es hat keinen interessiert. Ich würde mich nicht wundern, wenn in einer Stunde wieder jemand in dieselbe Situation gerät. Heute ist die Flut gegen 14 Uhr, vielleicht gehe ich um 15 Uhr nochmal an den Strand und sehe das gleiche Bild. Die Leute lernen es nicht – was eigentlich schade ist.
Hoffentlich kann ich morgen wieder einen langweiligen Post machen
Danke fürs Lesen
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Ein wichtiger Bericht. Ich komme aus Hamburg und kenne die Gefahren der Gezeiten von der Elbe aber mehr noch von der nahen Nordsee. Wir haben schon alle als Kinder gelernt, dass man den Tiefenkalender kennen muss und nicht im Watt unterwegs ist wenn die Flut bald kommt, da man sehr schnell vom Wasser im Watt eingeschlossen werden kann.
Das ist hier ein gesellschaftliches Problem. Wie uns gesagt wurde" Geh nicht in den Wald" so wird hier den Kindern gesagt, "geht nicht ins Wasser". Deshalb will hier kaum jemand schwimmen lernen. Selbst die Fischer können nmeist nicht schwimmen. Dazu kommt keinerlei Sporterziehung. Es gibt in jeden Dorf eine Dorfhalle für alle mit einem Basketballfeld. Das ist es. Der Rest ist Kommerz und dabei fällt Schwimmen immer aus, weil man damit nichts verdienen kann. Für Meermaidschwimmen und freediving muss man nicht schwimmen können, da reicht Hundepaddeln aus. Selbst die lernen nichts über Gezeiten, Strömungen.
Sehr interessant, ich bin ja öfter an der Ostsee, in jungen Jahren als Single auch mit dem Motorrad schnell ans Mittelmeer, was wir als Soldaten schnell gelernt haben, signalflaggen lernen. Das hab ich auch meinen Kids beigebracht, selbst an der Ostsee...schon ein kleiner Sicherheitsgedanke, aber es ist einer
Richtig. Was hier auch völlig fehlt, ist Schwimmenlernen. Interessiert hier keinen. Richtig schwimmen im Sinne von effizientem Schwimmen können auch die lokalen Lifequards nicht, geschweige denn irgendwelche Erste Hilfe. Die junge Frau hatte ziemlich viel Wasser in der Lunge, welches sie ausgehustet hat, Der Lifeguard klopfte ihr als Hilfe auf den Rücken, das wars. Die Liefguards haben/können hier nicht mal Flossen/Maske/Schnorchel, damit ist eigentlich alles gesagt.
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