Das weiße Gold

Es gibt Dinge, die sieht man einfach nicht, weil sie so selbstverständlich sind, dass man nicht drüber nachdenkt.

Jeder hat gelernt, dass viele unserer Fertiggerichte einschließlich Backwaren übersalzen und überzuckert sind. Und weil sie überzuckert sind, vermeidet man so etwas beim Abnehmen. Wenn man noch einen Schritt weiter geht, sagt man sich, ich esse nichts, was verarbeitet ist, was eingetütet ist, was eine Zutatenliste hat. Und wenn man noch weiter geht, verzichtet man auch noch auf solche Sachen wie Kartoffeln und Reis als Energieträger, also auf Kohlenhydrate, sondern bleibt bei Low Carb.

Das ist alles gut und schön. Man macht das und fühlt sich sofort besser, weil man auf seinen Körper hört.

Im zweiten Schritt beschäftigt man sich meistens mit seinen Zipperlein und Unansehnlichkeiten, weil man ja damit angefangen hat, sich Gutes zu tun.
Man beobachtet sich, erinnert sich an den einen Krampf und den anderen, an die Kopfschmerzen und Müdigkeit ab und an. Und schon ist man im Kaufrausch für die gute Sache.
Was brauche ich? Ich brauche unbedingt Keratin. Ich brauche unbedingt Magnesium. Alle reden über Magnesium. Ich brauche unbedingt Kalzium. Ich brauche unbedingt Kalium. Ich brauche unbedingt Fischöl Omega 3. Und ein bisschen von diesem Kollagen, damit die Haut schicker wird.

Dann vergleicht man Rezensionen, Preise, Inhaltsstoffe.
Irgendwann bestellt man eine Reihe von Pillen und fühlt sich schon beim Auspacken gesünder, vorausgesetzt man vermeidet ab der Bestellung jegliche weiteren Rezensionen über die Pillen zu lesen.

Was ich noch nie gelesen habe, ist, dass jemand Salz empfiehlt.

Warum auch? Da ist so viel verstecktes Salz in den Lebensmitteln, dass wir eher salzarm kochen sollen. Zumindest ist es das, was ich gelernt habe, was sich mir eingeprägt hat. Aber wenn man nichts Fertiges isst, auch keine Backwaren, auch keine Chips, nichts dieser Art, sondern nur Fleisch und Eier und Gemüse und Obst und die auch selbst zubereitet, dann salzt man sehr, sehr sparsam, auch wenn man diese Gerichte stark salzt. Zu sparsam.

Wozu braucht man Salz?

Salz enthält Natrium, und Natrium ist das notwendigste Mineral für den Körper. Ohne Natrium funktionieren die Nervenbahnen nicht. Ohne Salz kannst du deinen restlichen Mineralhaushalt gar nicht regeln, weil deine Gewebeflüssigkeit nicht den richtigen pH-Wert erreicht. Ohne Salz geht vieles andere nicht, aber keiner redet drüber.

Wie viel Salz ist notwendig?

Die WHO sagt, fünf Gramm am Tag ist gleichzeitig Ober- und Untergrenze. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. Mal ist es das Maximum, mal ist es das Minimum. Nehmen wir das mal so an.

Aber was ist mit Leuten wie mir, die in den Tropen bei 32 Grad Hitze schwitzen wie ein Wasserfall? Ich habe das mal gewogen, ich verliere bei einem fünfstündigen Spaziergang vier Kilo = 4 Liter Wasser, salziges Wasser.
Muss ich das extra ergänzen? Meine KI hat mir gesagt, ja, sollte ich. Pro Stunde schwitzigen Spaziergang sollte ich einen Gramm Salz auf die 5 Gramm drauflegen. Also drei Stunden unterwegs, noch mal drei Gramm. Dann bin ich bei acht Gramm. Acht Gramm habe ich auf diesem Esslöffel.

Und das soll ich in zwei Mahlzeiten mischen? Unmöglich.

Es gibt eine Lösung dafür.

Ich mische auf einen Liter Trinkwasser einen Gramm Salz und etwas Limetten- oder Zitronensaft und zwei Süßstofftabletten, dann schmeckt das so ungefähr, als würde man nach dem Tauchen eine warme Sprite trinken. Ist nicht mein Lieblingsgetränk, aber erträglich, auch wenn es ein Liter auf einmal ist.

Das mache ich seit drei Tagen, und ich weiß nicht, ob das schon der Erfolg ist, aber zumindest habe ich seitdem keinen Tresenkrampf gehabt.

In den nächsten vier Wochen werde ich das konsequent durchziehen, und sollte ich in dieser Zeit nicht mal mehr ab und an einen kurzen Wadenkrampf beim Schnorcheln bekommen, dann weiß ich, dass mir Salz gefehlt hat und weniger Magnesium.

Die Bilder sind von meinem Spaziergang durch den Fluss, um den Berg und wieder nach Hause. Ihr seht, der Fluss führt weniger Wasser. Man kann über eine neue Furth locker drüber. Alles so wie gehabt. Ich bin froh darüber, weil ich habe mich an die Strecke gewöhnt. Ich kenne sie mittlerweile so gut, dass ich sogar feste Pinkelplätze habe.

Routine rules.

Danke fürs Lesen

This report was published via Actifit app (Android | iOS). Check out the original version here on actifit.io

Pokémon jagen