Gegen den Verfall Tag 46
Der Kampf um den Thron des Majors
Major = Bürgermeister, (hier der Provinz Lolo, Batangas)
Wenn ich morgens wieder die Fischerboote direkt am Strand sehe, die mit ihren kleinen Schleppnetzen selbst die letzten Fische aus dem Wasser holen, wird mir klar: Hier spielt sich nicht nur der tägliche Überlebenskampf ab, sondern auch ein politisches Drama, das seinesgleichen sucht.
Letztes Jahr verstarb unser Vizebürgermeister – ein Spross einer alteingesessenen Familie, zuvor selbst zweimal Bürgermeister, Anwalt von Beruf. Seine zweite Frau, einst Schönheitskönigin von Cebu und Model, wurde nach ihm Bürgermeisterin, da man hier maximal zwei Amtszeiten in Folge ausüben darf. Sie regierte unter seiner Aufsicht, bis zu seinem Tod.
Während ihrer Amtszeit konzentrierten sie sich auf eine sanfte Entwicklung der Region: Straßenbau, fast fertige Deiche. Es gab einen Deal mit einer örtlichen Baufirma: Diese durfte kostenlos Sand und Felsen aus dem Fluss entnehmen, im Gegenzug sollten sie stabile, preiswerte Straßen bauen.
Doch die Baufirma übertrieb es, verwendete den Sand für andere Projekte und kassierte ordentlich – ohne zu teilen. Die Bürgermeisterin beendete den Deal, mit Zustimmung ihres Mannes. Doch in der Woche seines Todes wurde sie der Korruption beschuldigt und aus dem Amt entfernt. Ein Stadtrat, bekannt als Günstling der Baufirma, übernahm.
Sie wollte sich zurückziehen, entschied sich aber, unterstützt von anderen alteingesessenen Familien, zu kämpfen – um ihren Ruf und das Vermächtnis ihres Mannes.
Das war vor einem halben Jahr. Im Mai stehen Bürgermeisterwahlen an. Sie ist wieder Favoritin, die Korruptionsvorwürfe sind erledigt – wie auch immer das geschehen ist. Die Wahl wird spannend.
Der derzeitige Bürgermeister, eine Marionette der Baufirma, tut alles, um Stimmen zu gewinnen. Er erlaubte eigenmächtig, dass Grundstücksbesitzer nach dem letzten Taifun wieder bis an die alten Grenzen zur Wasserkante bauen dürfen – entgegen dem Gesetz, das die ersten 20 Meter nach der Flutkante dem Staat zuschreibt. Viele begrüßen das.
Sein zweites Geschenk kam weniger gut an: Er erlaubte das Fischen mit Netzen in Küstennähe, sogar direkt über den Riffen – wieder entgegen allen Gesetzen, die Mindestabstände, Schonzeiten und Lizenzen vorschreiben. Er dachte wohl, alle würden sich über mehr Fisch freuen. Doch viele, die vom Tourismus leben, sind verärgert – jeden Abend zerstören knatternde Dieselboote die Romantik. Diese Leute zeigten den Bürgermeister an, der im Hauptberuf Reismüller ist, seine Mühle steht 50 Meter von mir entfernt.
Er sollte seinen Posten räumen, weigerte sich jedoch mit einer einstweiligen Verfügung und der Begründung, es sei rausgeschmissenes Geld, sechs Wochen vor der regulären Wahl die alte Bürgermeisterin wieder einzusetzen.
Seitdem herrscht Wahlkampf: Ex-Bürgermeisterin gegen Interims-Bürgermeister, weiß gegen gelb, Naturschutz gegen Ausbeutung, Heimatliebe gegen Profitgier, Frau gegen Mann.
Es wird alles aufgefahren: Seit zwei Wochen täglich Wahlveranstaltungen mit Geschenken (Lebensmittel, Shows, Geld). Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fahren Teams mit Pickups, Jeepneys und Trucks, ausgestattet mit riesigen Lautsprechern, durch die Gegend. Und das Perfide: Sie nutzen Oldies wie „Forever Young“ und singen philippinische Texte wie „Unser Bürgermeister ist der Beste, wählt unseren Kandidaten“. Es ist Terror!
Noch vier Wochen bis zur Wahl!
Oder in anderen Worten: Noch mindestens 400.000 Schritte buis dahin.
Denn auch dieser akustische Terror wird mich nicht abhaqlten, jeden Tag meine Runden zu gehen und Kalrien zu zählen.
https://youtube.com/shorts/HFh_qPEwTjY?feature=share
Danke fürs Lesen
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Da sieht man wieder wie wichtig Bildung und freie Presse sind. Hoffe die Vernunft setzt sich durch.
Hier geht es schon etwas direkter und sehr viel ruppiger zu. Nicht umsonst fahren viele der Alteingesesenen gepanzerte Toyotas. Aber diese wahl iost eher Locals gegen big Business. Manila ist nur 100km weg und für Tourismus ist das hier eine Goldgrube, wenn man die bestehenden Gesetze, die eher auf Naturschutz und sanften Tourismus setzen, kippen kann.
Es ist alles offen, zumal beim jetzigen Präsidenten keine Hilfe zu erwarten ist. Duterte was da anders.
Also lebst du dauerhaft da? Was gefällt dir dort? Muss es ja dann auch geben. 😅
Zuerst bin ich hier wegen meiner Freundin. Abseits davon: Das ist eine Kleinstadt, buchstäblich am Rande der Zivilsation. 8Km hinter der Stadt gibt es nur noch Schotterpisten. Aber mit einem großen Potenzial und sehr viel Willen zu prosperieren. So sind die Leute auch und das ist der zweite Grund. Die arbeiten ohne Wochenende, stecken ihr Geld nicht in Konsum (vom Pickup mal abgessehen), sondern investieren, eröffnen Läden, probieren aus, was geht, bauen als gäbe es kein Morgen. Dabei bleiben sie trotzdem Dörfler, helfen sich gegenseitig, jeder grüßt jeden, Privatshäre ist wenig. Und das steckt an. Angenehm dabei ist, dass die Verwaltung die Leute erstmal machen lässt und sogar hilft. Natürlich ist das meiste auf einem sehr tiefen Niveau, was mich allerdings nicht stört. Ich bin im Osten in einem kleinen Dorf aufgewachsen, ich kann damit umgehen. Und der dritte Grund ist die Gegend selbst. Die Riffe im näheren Umkreis sind weltweit bekannt, selbst die dierekten Riffe an der Küste hier sind so abwechlungsreich, dass ich noch nicht mal "richtig" tauchen war, das kann man hier alles erschnorcheln. Für jeden der das mag, ist es ein Paradies.
👍🏻 Nicht schlecht wobei es mir persönlich wahrscheinlich etwas zuu abgelegen wäre. Aber Meer und Wasser sind schon fein. Auch die konstruktive Einstellung ist nicht verkehrt.
Ich mag eher die schlosslose Gesellschaft, die noch auf Anstand gebaut ist und im Ernstfall ist Manila 3 Stunden entfernt.
Mega spannend und wirklich gut geschrieben. Der Frau drücke ich die Daumen :-) Dir viel Erfolg bei den nächsten 400k Schritten . Rehived.
Danke, ich richte es meiner Freundin aus. Die ist in einem derr vielen Unterstützerteams.
Es ist tatsächlich sowas wie eine Richtungswahl; verliert sie, kommen große Hotelkonzerne und mit ihnen auch die Masse an Dienstleistern und das will hier eigentlich niemand.
Die Leute hier wollen eher sowas wie eine Schweiz mit Strand. Kleinteilig und liebenswürdig, die Hügel für die Reichen, aber das Flachland bleibt für alle.